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Ist ein neues Geldsystem nötig?

Die weltweite Finanzkrise, ausgelöst durch eine „wundersame Geldvermehrung“, hat uns wieder vor Augen geführt, wie fragil und verletzlich unser Geld- und Finanzsystem ist. Eine Reform tut Not, bevor es zum Super-GAU kommt.

Der Verein Monetäre Modernisierung (Monetative) will das Schweizer Geldsystem grundlegend reformieren. Damit sollen Finanzkrisen der Vergangenheit angehören. Voraussetzung ist, dass anstelle des privaten Giralgeldes ein staatliches Vollgeld eingeführt wird. Klingt furchtbar kompliziert, denn die wenigsten wissen, wie unser Geldsystem funktioniert. Deshalb eine kurze Erklärung zum besseren Verständnis:

Das äussert komplexe Finanzsystem kennt drei Geldsorten:

  • das staatliche Zentralbankgeld
  • das private Giralgeld
  • das Bargeld

Dieses Geld zirkuliert unter diesen Akteuren:

  • der Nationalbank
  • dem Bankensystem
  • den öffentlichen Haushalten
  • den Firmen
  • den Privatpersonen / Privathaushalten

Das durch die Nationalbank / Zentralbank per Mausklick geschaffene Geld zirkuliert ausschliesslich zwischen den Banken und der Nationalbank. Zum Zahlungsmittel für den Publikumsverkehr wird es durch die darauf basierende private Giralgeldschöpfung: Die Banken geben Kredite an Unternehmen und Firmen aus. Um den Geldwert und Konjunktur stabil zu halten, wird immer so viel Geld aus dem Nichts erschaffen wie nötig. Zur Finanzmarkt-, Wechselkursstabilisierung und Bankenrettung wurde der Wert auf 163 Milliarden Franken seit 2007 vervierfacht.

Die Giralgeldschöpfung der privaten Banken durch die Ausgabe von Krediten, ist einer der zentralen Mechanismen der Geldordnung, mit den bekannten Folgen. Ende August 2011 betrugen alle ausstehenden Frankenkredite zusammen 950 Milliarden Franken. Abzüglich der Mindestreserven aller Banken von 75 Milliarden bleibt die stolze Summe von 875 Milliarden Giralgeld übrig. Wie kann das funktionieren? Banken müssen nur einen Bruchteil ihrer Verpflichtungen gegenüber der Kundschaft als stets greifbare Mindestreserve verfügbar haben. Umgekehrt ist es ihnen aber erlaubt Kredite in vielfacher Höhe der Reserven zu vergeben. Jeder Kredit lässt damit die Giralgeldmenge wachsen.

Der Verein Monetäre Modernisierung kritisiert besonders diese private Giralgeldschöpfung. Den Zentralbanken der Länder entgleitet zunehmend die Kontrolle über die Geldmenge. Um dem entgegenzuwirken, soll eine sogenannte Vollgeldreform dem destabilisierenden Einfluss des privaten Giralgeldes auf die Realwirtschaft ein Ende bereiten. Daher die Forderung, dass Zentralbankgeld und Giralgeld zu einem Staatsmonopol verschmelzen sollen. Praktisch würde das so aussehen:

Die Girokonten werden aus den Bankbilanzen ausgegliedert und bekommen als Geldkonten den gleichen Status wie Banknoten im Portemonnaie. Die Banken verwalten dann diese Konten als reine Dienstleister. Mit den Eigengeschäften der Banken haben sie nichts mehr zu tun. Die Banken werden dadurch nicht verstaatlicht, verstaatlicht wird lediglich die private Geldschöpfung. Die Kreditvergabe bleibt in den Händen der Banken. Es ändert sich nur die Vergabe, denn die Banken können dann kein selbst geschöpftes Giralgeld mehr ausleihen sondern nur noch staatliches Vollgeld, das sie sich zuvor auf dem freien Markt beschaffen müssen. Dadurch werden Geldschöpfung und Kreditgewährung strikt getrennt. So kommt beim staatlichen Vollgeld der Geldschöpfungsgewinn der Allgemeinheit zugute und nicht den privaten Banken.

Eine Verfassungsinitiative ist in Vorbereitung. Mehr Information unter: www.vollgeld.ch

Quellen/PDF

Quelle: moneta, Nr. 4 / 2011 und vollgeld.ch Bild: design.nzzdomizil.ch