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Moderne Landnahme durch internationale Grosskonzerne und Investoren

Weltweit investieren Konzerne und Bodenspekulanten besonders in Drittweltländern in Ackerflächen. Sie zerstören gewachsene soziale Strukturen und produzieren Lebensmittel, die dann exportiert werden.

Die Zeit des Kolonialismus ist vorbei, so dachte man. Aber er kehrt zurück, durch die Hintertür. Internationale Konzerne sind seit Jahren dabei, wertvolles Ackerland zu günstigen Konditionen sehr langfristig zu pachten, oder gar zu erwerben. Die Sprecher der Konzerne behaupten, dass sie durchweg ungenutztes Land pachten und bebauen. Aber nach Untersuchungen, unter anderem auch durch das „Centre for Development and Environment" (CDE) der Uni Bern, liegt ein Grossteil der Flächen in leicht zugänglichen und bewohnten Gebieten.

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Trotz aller Beteuerungen der Manager werden Wälder gerodet, Bäume gefällt und ganze Landstriche zu Monokulturen umgewandelt, auf denen Lebensmittel für den Export produziert werden. In Erwartung von Einnahmen wird das Land oft von der Regierung zur Verfügung gestellt, die es mit den Besitzverhältnissen nicht immer so genau nimmt. Immer häufiger wird dabei die einheimische Bevölkerung vertrieben, oder deren Land zu lächerlichen Preisen „erworben“. Da gerade in den landwirtschaftlich geprägten Gebieten die einzige Einnahmequelle der Bevölkerung Ackerbau und Viehzucht ist, um das Existenzminimum zu erwirtschaften, werden neue soziale Spannungen und Armut erzeugt. In den wenigsten Fällen profitiert die einheimische Bevölkerung von der Landnahme, da sie mit wenigen Spezialisten und Hilfskräften auskommt, um die grossen Flächen zu bewirtschaften. Die Plantagen werden hoch mechanisiert und Arbeitsplätze für ungelernte und unqualifizierte Bauern gibt es nicht. Und sobald die Bulldozer Land und Dörfer eingeebnet haben, gibt es kein Zurück mehr.

Die Bevölkerung leidet unter der Tatsache, dass sie ihr Land, ihre Erwerbsquelle und oft genug auch ihre Heimat verliert. Zusätzlich steigt der Wasserverbrauch selbst in Ländern, die oft von Trockenheiten heimgesucht werden, um bis zu 30 % pro Hektar. Und das alles, um Nahrungsmittel noch kostengünstiger zu erzeugen, damit sie in westlichen oder fernöstlichen Supermärkten landen.

An sich ist die Produktion von Lebensmittel, Rosen und Kaffee in diesen Ländern nichts Verwerfliches, solange dabei ein paar Grundregeln eingehalten werden:

  • Die einheimische Bevölkerung darf weder enteignet noch aus ihrem Gebiet gedrängt werden.
  • Sie muss fair an den Gewinnen beteiligt werden und davon langfristig profitieren können.
  • Alle Massnahmen müssen sozial und ökologisch verträglich sein.
  • Die produzierten Nahrungsmittel müssen von der Bevölkerung zu bezahlbaren Konditionen erworben werden können. Es kann nicht sein, dass ein Land in dem Hunger herrscht, wie z.B. Äthiopien (weltweit auf Platz 4), Lebensmittel produziert und teuer ins Ausland verkauft werden.
  • Fairer Handel alleine genügt nicht. Bestehende soziale Gefüge müssen erhalten werden und die Investoren haben die Pflicht einen Teil der Gewinne in die Gesundheitsversorgung, Bildung und das Wohlergehen der Bevölkerung zu investieren.

Die wichtigsten äthiopischen Exporte und die Absatzmärkte (2010/2011)

Grafik: Anbau in Äthiopien für den Export

Durchschnittliche Investition pro Jahr (2000-2008)

Hauptinvestoren am Beispiel Äthiopien

Grafik Hauptinvestoren in Äthiopien
Quellen/PDF

Quellen: NZZ am Sonntag, Februar 2013
Ministry of Finance and Economics, Ethiopia
Landportal.info, tagesspiegel.de