Wissen

Langsam rankt es grün die Häuser empor

Fassaden und Dächer zu begrünen bringt mehrere Vorteile in unterschiedlicher Weise. Doch sind Häusermauern und Dächern in der Schweiz wenig begrünt. Prinzipiell gibt es zwei unterschiedliche Methoden: die bodengebundene  und die fassadengebundene Begrünung.

Viel Wissen zu Fassaden- und Dachbegrünung ist in der Schweiz seit den 1970er Jahren vorhanden. Trotzdem findet man Pflanzen fast nur an Wänden von Shopping-Zentren, Parkhäusern oder bei einer Lausanner Metrostation und im Wohnbereich kommt es selten vor. Vielen Architekten fehlt ein prägendes Inspirationserlebnis und das nötige Know-how dafür. Vielen mögen zudem ihre Gebäude nicht hinter einer Begrünung zu verstecken und haben Respekt vor wucherndem Grün, das unerwartet verwelkt ins Braun kippen oder die Fassade beeinträchtigen könnte. Aber es existieren bereits schon viele überzeugende Beispiele und einschlägiges Wissen. In Deutschland, Frankreich und Österreich ist es inzwischen reichlich vorhanden.

Bodengebundene und fassadengebundene Begrünung

Bei Fassadenbegrünung gibt es grundsätzlich die bodengebundene und fassadengebundene Begrünung. Die erste Methode ist dabei kostengünstiger, da die Pflanzen ihre Nährstoffe über ihr Wurzelwerk im Boden beziehen. Das Wurzelwerk muss dabei mit genügend Abstand zur Fassade verankert sein, um Regenwasser aufnehmen zu können. In den meisten Fällen verwendet man Kletterhilfen und der erzielte Raum zwischen Fassade und Pflanze sorgt für einen gewissen Dämmfaktor, der einer hinterlüfteten Fassade ähnelt. Zudem lässt sich mit Hilfe von Kletterhilfen die Wuchsrichtung der Pflanzen beeinflussen. Die fassadengebundene Begrünung ist aufgrund der künstlichen Bewässerung inklusive Nährstoffe generell aufwendiger. Verschiedene Systeme wurden entwickelt, die den flüssigen Nährstoff auf das gewählte Substrat kontrolliert geben. Dabei gibt es entweder ein Gemisch von mineralischen und organischen, ein rein mineralisches oder ein textiles Substrat. Die Bewässerungsanlage ist der schwierigste Teil, da bei tiefen Temperaturen keine Frostschäden entstehen dürfen. Das Resultat bei Hochhäusern ist aber bei der fassadengebundenen Begrünung schneller und die Pflanzenauswahl grösser. Bei der bodengebundenen dauert es mehrere Jahre, bis die Pflanzen hochgeschossen sind.

Neuerdings sind in Wohnbauten Regalsystem auf Balkonen, Loggias oder Laubengänge beliebt. Die Pflanzen wachsen dabei in separaten Töpfen oder sind in die Balkonstruktur eingebunden. Der Vorteil ist hier die primäre Zugänglichkeit zu den Pflanzen. Bei der Pflanzenwahl muss die Windlast ebenso beachtet werden.

Vorschriften

In der Schweiz gibt es bisher keine Verpflichtung zur Begrünung. Einige Kantone haben dies bereits, aber andere wiederum unterstützen Dachbegrünung finanziell. Für einen Durchbruch der Begrünung sollte der Staat es auf den Dächern verpflichten. Zudem wurde bisher versäumt, die Architekten dafür zu gewinnen. Hochschulen brachten bisher ebenso keine brauchbaren Informationen.

Vorgehen und Tipps

Der erste Schritt:
Viel Wissen und Ideen sammeln sowie die verschiedenen Varianten von Fassaden- und Dachbegrünungen an Beispielen ansehen. Zurzeit liefern die Schriften von Dr. Ing. Nicole Pfoser die beste Einführung und ausführlichste Kompendium.

Das Substrat:
Bei der bodengebundenen Fassadenbegrünung sorgt vor allem das organische Substrat im Boden für Wachstum. Bei der fassadengebundenen Begrünung spielt wiederum die Wahl des Substrats und die Bewässerung eine bedeutende Rolle. Bei mineralischen oder textiles Substrat kann an Gewicht und Volumen gespart werden. Erforderlich ist ein System von Substrat und Bewässerung, welches sensibel auf Temperatur- und Feuchteschwankungen reagiert und dadurch Frostschäden verhindert. Vor der Entscheidung eines Systems sollte die Preisfrage geklärt und Referenzen von bestehenden Installationen eingeholt werden.

Pflanzen:
Bei der Wahl der Pflanzen ist unbedingt Fachwissen erforderlich. Die Wahl hängt von der Technik der Begrünung, von der Ausrichtung der Fassade und den klimatischen Verhältnissen ab. Prinzipiell sind robuste, winterfeste und ganzjährige Pflanzen zu wählen.

Extensiv oder Intensiv:
Auf Dächer ist es meistens eine extensive Begrünung, da hier keine grossen Anforderungen an das Substrat gestellt werden. Die intensive Begrünung mit hochwachsenden Pflanzen und Bitumen verlangt wiederum nach nährstoffreichem schichtdicken Substrat, das hohe Anforderungen an die Statik der Dachkonstruktion stellt.

Quellen/PDF

Textquelle: Baubio vom Oktober 2016

Teaserbildquelle: Bernard Tschumi Architects (www.stadt-zuerich.ch)

Bildquelle: Carl Stahl, Süssen (www.baunetzwissen.de), © Nicole Pfoser