Ratgeber

Der Wintergarten – zusätzlicher Wohnraum oder Pufferzone?

Gläserne Anbauten als Sonnefalle in der kalten Jahreszeit sind keine neue Erfindung. Waren die Glashäuser früher unbeheizt, so sind die heute zu vollwertigen Wohnräumen ausgebaut, mit allen Vor- und Nachteilen.

Anbauten an Gebäude sollen durch die möglichst grossen, nach Süden ausgerichteten Glasflächen (Dach und Wände) den Glashauseffekt den man von Treibhäusern kennt ausnutzen. In aller Regel reicht die durch passive Sonnenenergienutzung gewonnene Wärme aus, um geeignete Pflanzen zu überwintern. Gleichzeitig dient der unbeheizte Wintergarten als Pufferzone, aus dem bereits vorgewärmte Luft ins Gebäude gelangen kann. Die Wärmeabgabe durch die Aussenwände wird vermindert. Diese Form des Wintergartens ist energetisch am sinnvollsten, da keine zusätzliche Heizenergie verbraucht wird.

Die aus einem gewachsenen ökologischen Bewusstsein entstandenen Wintergärten im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts, sollten das Sonnenlicht als Energiequelle nutzen. Die Weiterentwicklung hat dazu geführt, dass moderne Wintergärten heute fast ausschliesslich ganzjährig genutzt werden. Dies führt zu höheren Anforderungen und auch höheren Kosten. Die aus Holz, Stahl oder Aluminiumprofilen erstellten Wintergärten mit hochwertigen Isolierverglasungen sind deutlich teuer als ein vergleichbarer Erkeranbau mit harter Bedachung und grosszügigen Glasflächen. Eine herkömmliche Bedachung schützt vor zu viel Sonne im Sommer und dem Wärmeverlust durch die winterliche Nachtkälte, da über die Glasflächen im Dach sehr viel Wärme verloren geht.

Im Vergleich zum herkömmlichen Wohnraum liegen die Heizkosten pro m2 etwa 3-4 mal höher. Überkopfverglasungen dürfen nur mit Sicherheitsgläsern ausgeführt werden, z.B. VSG – Verbundsicherheitsglas. Die sommerliche Hitze muss durch geeignet Beschattungsmassnahmen draussen gehalten werden, da sonst die solaren Wärmegewinne den Anbau auf unerträgliche Temperaturen aufheizen. Unter Umständen muss sogar eine zusätzliche automatische Lüftung eingeplant werden. Im Winter kann feuchte Luft an den Scheiben kondensieren und zu Problemen in der Konstruktion führen.

Wärmetechnische Unterscheidung von Wintergärten:

  • Kalter Wintergarten: Der Glasanbau wird nicht beheizt oder frostfrei gehalten. Hier können aber nicht winterharte Pflanzen in aller Regel überwintern. Von der energetischen Seite her praktisch keine Anforderung an die Verglasung. Es kann ein Einfachglas für eine Sitzplatzverglasung oder Balkonverglasung eingesetzt werden.
  • Mittelwarmer Wintergarten: Hier wird der Raum während der Heizperiode mässig auf 12-19 Grad Celsius aufgeheizt. Dadurch kann er zeitweilig auch als erweiterter Wohnraum genutzt werden, besonders wenn die Wintersonne den Glasanbau aufheizt. Die Anforderung an eine entsprechende Wärmeschutzverglasungen sind gering.
  • Warmer Wintergarten: Für eine ganzjährige Nutzung muss der Anbau in der kalten Jahreszeit auf 19-21 Grad Celsius aufgeheizt werden. Dies bedeute einen höheren Energieverbrauch und hohe Anforderungen an die Isolierglasscheiben von Dach und Wänden, so wie an die Wärmedämmung der Bodenplatte. Auch der sommerliche Wärmeschutz (Beschattung, Lüftung, etc.) stellt hohe Anforderung, wenn er ganzjährig benutzt werden soll.
Quellen/PDF

Bild: lubera.com