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Schwarmexperiment im Handel

Bei Crowdordering bestellen reichlich Konsumenten ein gleiches Produkt und eröffnen dadurch einem neuen Produzenten einen Massenmarkt. Das Projekt achtet auf soziale und ökologische Werte und ob eine Nachfrage besteht.

Crowdcontainer

Die Produkte kommen statt vom Grosskonzern vom Kleinbauern, der nachhaltig produziert und einen fairen Preis für seine Arbeit erhält. Die Schwarmbestellungen beim sogenannten Crowdordering bestehen auf diesen Grundsatz. Das neue Handelsmodell Schwarmbestellung wurde in Zürich vorgestellt und das Experiment heisst «Plattform Marktzugang». «Crowdcontainer» ist ein Crowdfunding-Projekt, das innert weniger Wochen eine Bestellung für einen Schiffscontainer voll Gewürzen, Nüssen, Reis und Kokosöl aus Indien vereinte.

Kleinproduzenten unterstützen

Es handelt sich um ein Pilotprojekt der Gebana AG, die seit knapp 20 Jahren Lebensmittel besonders aus Ländern des Südens vertreibt. Nun sollen mit Crowdordering neue Kleinproduzenten im Handel unterstützt und ihnen einen Marktzugang verschafft werden. Aus der ganzen Welt können Produkte vorbestellt werden. Hauptsächlich kommen die Produzenten aus Entwicklungs- und Schwellenländer, aber Schweizer Bauern werden ebenso einbezogen.

Bei den Projekten sind soziale und ökologische Werte wichtig sowie ob tatsächlich eine Nachfrage besteht. Crowdordering fördert einen fairen und globalen Handel, wobei die Transparenz im Vordergrund steht. Somit ist ersichtlich, woher das Produkt kommt und wie es produziert wurde. Ebenso die Lebensbedingungen einzelner Produzenten können in Wort, Bild und Film gezeigt werden. Mit dem Konzept soll dem Konsument bewusst werden und zu schätzen wissen, was es von der Erzeugung bis zum Export eines Agrarproduktes benötigt. Ohne die Transparenz fehlt dem Konsumenten die Information, woher sein Produkt kommt. Trotz der zunehmenden Deklaration von Labels bleibt die komplette Durchschaubarkeit aus. Der Konsument ist zudem offen für Zukunftsmodelle, die ökologisch und authentisch sind. Trotzdem ist der Geschmack und Genuss wichtig, sowie ethische Komponente und handwerkliche Leidenschaft, mit der das Produkt entstanden ist.

Globalisierung

Die Globalisierung führt ebenso zu einem Gegentrend. Es wird wieder regionaler konsumiert, da der Konsument die Gewissheit der Herkunft haben will. Zudem kann mit Crowdordering die Armut bekämpft werden, denn Handel ermöglicht Wohlstand und nachhaltige Entwicklung.

Das Internet vereinfacht die Kommunikation. Deswegen ermöglicht Crowordering die direkte Kommunikation zwischen Produzenten und Konsumenten. Theoretisch könnte heute jeder mit den finanziellen Mittel, einen Container rund um den Globus bewegen.

Crowdordering: Gebündelte Nachfrage ermöglicht Export

Gebana sucht zuerst Hilfswerke, Firmen oder Privatpersonen, die einen bestimmten Produzenten aus dem Süden unterstützt. Dadurch finden sie heraus, ob ein Produkt auf dem Markt Interesse weckt.  Nachdem ein Produkt marktfähig ist, wird die gesamte Logistik recherchiert und den Preis festgelegt. Nun ist das Produkt auf der Webseite der «Plattform Marktzugang» ausgeschrieben und sobald es genügend Vorbestellung gibt, startet das Produkt. Die einbezahlten Beträge werden aber rückerstattet, falls eine bestimmte Bestellmenge nicht zustande kommt. Je nach Frist dauert es Wochen oder Monate, bis der Käufer sein Produkt erhält. Erst wenn das Mengenziel erreicht ist, wird nämlich die Lieferung in die Schweiz verschifft. In Zürich werden dann die Lebensmittel an die Endkunden ausgeliefert. Die Kunden helfen mit Rückmeldungen, das Produkt zu optimieren und es fit für den freien Markt zu machen. Denn das Projekt zielt darauf, dass die Kleinunternehmer ein marktgängiges Produkt anbieten, Grosskunden auf sich aufmerksam machen und so Teil des globalen Handels werden.

Quellen/PDF

Tagblatt vom 19.12.2016

Teaserbild: Tsüri / Mathyas Kurmann

Bildquelle: www.crowdcontainer.ch