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Gewinnerprojekte der Klimalandsgemeinde 2016

Rund 150 Abstimmende haben an der fünften Klimalandsgemeinde am 10. September 2016 auf dem Kirchplatz Winterthur per Handzeichen entschieden: Die meisten Stimmen gingen an das Projekt «Bare Ware» – verpackungsfrei einkaufen.

Erhielten die meisten Stimmen (v.l.n.r.): Edukativer Permakultur-Park Winterthur (2. Platz), Bare Ware (1. Platz), Pack dä Sack (3. Platz).

Sechs Klimaschutzprojekte standen zur Auswahl. Sie waren aus einem, anfangs Jahr lancierten, Wettbewerb hervorgegangen, an dem sich Einzelpersonen und Gruppen aus Winterthur beteiligen konnten. Nach den einfallsreichen Kurzpräsentationen stimmte das Publikum, wie an einer Landsgemeinde üblich, per Handheben ab und bestimmte die Sieger in mehreren Abstimmungsrunden.

Die Preisgelder in der Höhe von total 10'000 Franken, aufgeteilt in einen Hauptpreis von 5'000 Franken und je 2'500 Franken für die Plätze zwei und drei, wurden den glücklichen Gewinnerinnen und Gewinnern durch die aktuelle Miss Air Schweiz, Stefanie Zimmerli, überreicht. Mit dem Erhalt des Geldes verpflichten sich die Sieger, ihre Projekte innerhalb eines Jahres zu verwirklichen.

Das Siegerprojekt
«Bare Ware» will eine neue Einkaufskultur etablieren. Die Initiantinnen möchten Alltagsprodukte und Lebensmittel ohne Verpackung zum Verkauf anbieten. Diese sollen garantiert biologisch, fair und saisonal produziert sein. Frischprodukte werden aus der Region bezogen, wiederverwendbare Flaschen und Behälter zur Verfügung gestellt oder von den Kundinnen und Kunden mitgebracht. Von den angebotenen Waren soll jeweils nur so viel abgepackt werden, wie wirklich benötigt wird. Damit trägt «Bare Ware» zum Klimaschutz bei, indem Foodwaste in den Haushalten und generell Verpackungsmüll reduziert wird. Dies schont Ressourcen und senkt den ökologischen Fussabdruck der Produkte. Nebst Rentabilität ist den Initiantinnen der Beitrag zu einer nachhaltigeren Gesellschaft wichtig. «Bare Ware» ist nicht nur ein Geschäft, sondern auch eine offene Plattform für einen nachhaltigen Lebensstil für den Klimaschutz.


Das Gewinnerprojekt: Bare Ware. Waren ohne Verpackung verkaufen – biologisch, fair, saisonal und möglichst lokal produziert.

Permakultur beim Bruderhaus auf Platz zwei
Der zweite Preis ging an den «Edukativen Permakultur-Park Winterthur», der im Gebiet Bruderhaus angelegt werden und verschiedene Prinzipien der Permakultur zeigen soll. Der Anbau von Nahrung ist weltweit der bedeutendste Faktor für den Klimawandel und die Zerstörung der Lebensgrundlage. Die heutige Landwirtschaft ist von den bald ausgehenden Ressourcen Erdöl, Kali und Phosphor abhängig und führt damit sogar zu unfruchtbaren Böden. Permakultur ist die weisere Form der Landwirtschaft, welche mit der Natur arbeitet und klimaneutral ist. Sie bietet Tieren und Menschen wundervolle Lebensräume und ist obendrein bis zehnmal ertragreicher als die heutige Landwirtschaft. Der edukative Permakultur-Park will zukunftsträchtige Methoden für Erwachsene und Kinder genussvoll erlebbar machen, Forschungsfläche für Hochschulen schaffen und Möglichkeiten bieten, dass sich Landwirte und politische Entscheidungsträger informieren können.

Erlebnis und Bildung gebündelt
Der Permakultur-Park ist so angelegt, dass er für Besucher eine ganzheitliche Naturerfahrung ist. Tiere dürfen gestreichelt und bewundert werden. Wer Essbares findet, darf geniessen. Die Besuchenden begegnen Fruchtbäumen und Esswäldern, Sträuchern, Früchten und Gemüse, Natursteinmauern, gewundenen Wegen, Pilzen, kunstvollen, intelligenten Tafeln oder interaktiven Installationen, freilaufenden Ziegen, Hühnern, Vögeln, Enten und Gänsen, Schweinen und Kühen, Bienen und Schmetterlingen, Bächen, Teichen, Kies, Wiesen, Schatten und Sonne, Hügeln und Hochbeeten, Keywhole-Gärten, Erdschiffen, Kompostsystemen, Blumen und Wildkräutern. Pflanzensetzlinge dürfen nach Hause genommen werden, um die Biodiversität in der Stadt zu vergrössern, Führungen, Vorträge und Sommermärkte finden statt und vieles mehr. Das nahegelegene Restaurant lädt zu einer nachhaltigen Mahlzeit oder einem Smoothie aus den frisch geernteten Lebensmitteln ein. Der nahe Wald und seine Picknick- und Feuerstellen, der Aussichtsturm, die Sternwarte auf dem Gelände mit regelmässigen Abendveranstaltungen, die Kyburg, der Vita Parcours, die Eschenburg Schwinget und der Tierpark Bruderholz können einen Ausflug erweitern.

Dritter Platz: «Pack dä Sack»
Das Upcyclingprojekt für gebrauchte Papiersäcke. Damit die gebrauchten Säcke ein weiteres Mal als Einkaufstaschen verwendet werden, bevor sie ins Recycling gehen, werden an ausgewählten Orten in der Stadt kleine Sack-Spender aufgestellt. Ähnlich wie bei den Gratiszeitungen am Bahnhof sollen die Ständer aussehen und Säcke bereitstellen. Gefüllt werden sie langfristig durch die Leute selbst, oder bei Mangel an Säcken durch Sammelaktionen. Für Unkostenbeiträge wird an den Sack-Spendern ein Kässeli eingebaut. Im besten Fall regt das Projekt die Leute an, sich Gedanken über ihr Konsumverhalten zu machen. Papier ist ein energieintensives Material. Darum sollte es möglichst vor dem Recycling ein Upcycling erfahren. Der Sack aus dem "Pack dä Sack"-Spender ist gratis. Es wäre aber denkbar, für die Sammelaktion oder die Abholung von Säcken einen Unkostenbeitrag zu erheben.


150 Personen kamen zur fünften Klimalandsgemeinde nach Winterthur, um ihre
Stimme per Handzeichen abzugeben.

Quellen/PDF

Fotos: Winterthurer Zeitung
www.klimalandsgemeinde.ch