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Wie sieht Bio in der Zukunft aus?

Weit vorausdenken ist die wichtigste Aufgabe des Forschungsinstituts für biologischen Landbau. Die Zukunft von Bio ist überlebenswichtig.

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Trotz immer weniger Ressourcen wächst die Bevölkerung weiter. Deswegen ist Bio-Forschung überlebenswichtig. Etwa 800 Millionen Menschen auf diesem Planeten hungern, während 1,9 Milliarden an Übergewicht und krankmachender Fettleibigkeit leiden. 2,5 Milliarden Tonnen Getreide wurden 2014 weltweit geerntet, mehr als je zuvor. Lediglich 43 Prozent davon dienen als Lebensmittel, während der Rest zu Tierfutter, Sprit und Industrierohstoffen verarbeitet wird. Unser Ernährungssystem gehört zu den wichtigsten Ursachen für Klimawandel, Artensterben, Umweltverschmutzung, Wasserknappheit, Armut und Ungerechtigkeit. Nur wenn es gelingt nachhaltiger, effizienter und fairer zu produzieren sowie bewusster zu konsumieren, können die Folgen eingedämmt und vermieden werden.

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Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau im Kanton Aargau erarbeitet dafür die Grundlagen. Zusammenhänge werden erforscht, die weit über Schweizer Landesgrenzen hinausgehen und dennoch den Alltag in der Schweiz prägen. Denn der Kreislauf unserer Nahrungsmittel ist längst globalisiert und Bio spielt weltweit eine immer wichtigere Rolle.

Zum Beispiel in den Tropen erzielt der Bio-Landbau vergleichbare Erträge wie die konventionelle Landwirtschaft und beschert Kleinbauern auch ein höheres Einkommen. Das zeigt eine Langzeitstudie in Kenia, die seit 2007 mit Partnerin in Thika und Chuka durchgeführt wird. Dabei wurde der biologische (extensiv wenig Hilfsmittel) und der konventionelle Maisanbau (exportorientiert mit grossem Einsatz an Hilfsmittel) untersucht. Nach fünf Jahren erzielten die Bio-Landwirte dank der geringeren Produktionskosten und der höheren Marktpreise für biologisch angebaute landwirtschaftliche Erzeugnisse ein um 53 Prozent höheres Einkommen. Ausserdem wirkt sich der Verzicht auf die Chemie positiv auf natürliche Ökosysteme und auf die Gesundheit von Menschen und Tieren aus.

Zukunft des Bio-Landbaus

Momentan herrscht eine grosse Unsicherheit, wie der Bio-Landbau der Zukunft aussehen soll. Der konventionelle Landbau ist vom relativ vorhersehbaren technischen Fortschritt geprägt, der Bio-Landbau lebt aber von Ideen, Wünschen und Träumen. Deswegen gehen hier die Vorstellungen zum Teil weit auseinander. Auf der einen Seite sind die Traditionalisten, die den Direktverkauf stärker fördern wollen, dann gibt es moderne Bauern, die Grossverteiler beliefern, und Handelspartner, die international tätig sind. Die Meinungen sind auch geteilt, ob das traditionelle bäuerliche Wissen für die Bio-Landwirtschaft von grösster Bedeutung ist oder neues Wissen integriert werden muss.

Die Welt in der Bio-Landwirtschaft ist komplizierter, ein Grund dafür ist die umweltfreundlichere Entwicklung des konventionellen Landbaus. Die grosse Herausforderung für die Bio-Bewegung besteht nun die Führung in der Ökologie, im Tierwohl und in der Qualität auszubauen. Trotzdem hat der Bio-Landbau noch grosse Potentiale in der Zusammenarbeit von Forschung und Praxis. Es gilt, Konzepte für nachhaltige Produktivität zu entwickeln, die möglichst überall angewendet werden können. Oft dauert es lange, bis eine Idee praxisreif ist. Im Fall von Pflanzenextrakten, die Reben oder Kartoffeln vor Pilzerkrankungen schützen, wurden erst nach 25 Jahren Forschung mehrere wirksame Stoffe gefunden. Jetzt sollen daraus natürliche Fungizide entwickelt werden.

Quellen/PDF

SI Grenn vom 07.10.2016

Bildquelle: www.patrikwalde.ch

Teaserbildquelle: FiBL